Laudatio von Kammerschauspieler Peter Matič(Burgtheater):
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Topsy Küppers,
es ist mir eine besondere Ehre, die Laudatio auf dich, eine
von mir zutiefst bewunderte Frau, eine Kollegin, eine
Künstlerin halten zu dürfen. ich habe eine Schwäche für
Lob, ich gestehe es, ich lobe Menschen gern und
liebenswerte noch lieber. Doch weiß ich auch aus diesem
Grund über die Gefahr der Übertreibung Bescheid. Wie
würdigt man eine Jubilarin, die mit dem großen Georg
Kreisler verheiratet und künstlerisch verbunden war? Wird
da Schmeichelei nicht sofort als Schwäche enttarnt, die
gnadenlos in einem frechen, bösen Liedtext Niederschlag
findet? Am Ende muss ich dann vielleicht nach der
Premiere deines nächsten Programmes in der Zeitung
lesen: "Matic-Rede in einem genialen Couplet aufgespießt".
Wo hast du das gelernt? Die Jungen kennen sie vielleicht
nicht mehr, aber wer im Fach des Chansons brillieren will,
kann kaum eine bessere Lehrmeisterin als die vielseitige
Trude Hesterberg gehabt haben. Diese Berlinerin war
ebenfalls Bühnen- und Filmschauspielerin, Kabarettistin,
Sängerin und Theaterleiterin. Erich Kästner hat für sie und
ihre "Wilde Bühne" Texte geschrieben. Er fand übrigens
auch die Schülerin grandios. Du habest ihn an die
österreichisch-amerikanische Sängerin und Schauspielerin
Fritzi Massary erinnert, sagte Kästner.
Die Jungen kennen ihn vielleicht nicht mehr, aber in der
Kommission, bei der du die Schauspiel-Prüfung abgelegt
hast, War Gustaf Gründgens. Wer eine Jury überzeugt hat,
der Gründgens angehörte, der muss enorm viel Talent und
Können besitzen. Das ist keine Schmeichelei von mir,
sondern eine Tatsache, das hast du in 70 Jahren tausendfach
bestätigt, im deutschsprachigen Raum und weit darüber
hinaus. Wie hast du das gemacht? Ich darf Gründgens
zitieren: Du hast das Publikum zu dir hinaufgeholt.
In Deutschland hat man das bald mit Auszeichnungen
gewürdigt, ctwa mit dem Bundesverdienstkreuz Erster
Klasse. Deine Geburtsstadt Aachen hat dich zur
Ehrenbotschafterin erkoren. Aber auch in Österreich,
dessen Staatsbürgerin du l965 geworden bist, wirst du
entsprechend gewürdigt. Man hat dich zur Professorin
ernannt, dir das Österreichische Ehrenkreuz für
Wissenschaft und Kunst verliehen, die Ehrenmedaille der
Bundeshauptstadt Wien in Silber und das Goldene
Verdienstkreuz des Landes Niederösterreich.
Ich will aber nicht nur über deinen Ruhm, sondern auch
über andere Verdienste sprechen. Als Direktorin der Freien
Bühne Wieden hast du eine Renaissance des Jüdischen
Kabaretts bewirkt. Das hat dieser Stadt wirklich gutgetan.
Ich nenne hier für vieles "Jüdische Brillanten. Lieder und
Lozelachs." Antisemitismus, Faschismus,
Frauenfeindlichkeit wurden und werden von dir erfolgreich
mit künstlerischen Mitteln entwaffnet. Die beste Methode
dafür hast du im Titel eines deiner Programme und deiner
Bücher genannt: "Wenn dein Leben trist ist - erleuchte es
mit Humor.
Deine Offenheit und Offenherzigkeit sind Tugenden, die
meine Frau Louise und ich persönlich aufs Schönste
kennengelernt haben, als wir nach langer Abwesenheit vor
nunmehr auch schon mehr als zwanzig Jahren nach Wien
zurückgekehrt sind. Wir wurden Nachbarn, dein
Lebensmensch Carlos Springer und du haben uns
freundschaftlich auf der Wieden willkommen geheißen.
Eine unvergessliche Begegnung mit euch hatten wir aber
Jahre zuvor. Als unsere gemeinsame Freundin Dorothea
Neff gestorben War, wachten wir gemeinsam am Totenbett
dieser großen Schauspielerin. Auch solch ein trauriges
Erlebnis verbindet. lhr habt euch rührend um Neffs
Lebensgefährtin Eva Zilcher gekümmert. Man kann sich
auf dich verlassen.
Was wünscht man also einer Jubilarin wie dir? Dass es
weitergeht. Dass es noch lange weitergeht. Deshalb sollte
man dein heutiges Programm auf jeden Fall richtig betonen.
Verehrte Festgäste, hören Sie gut zu. Topsy Kuppers erfreut
uns heute mit ihrem Programm "Noch einmal mit Gefuhl".
Die Betonung liegt auf der ersten Silbe. Sagen sie
nicht: "Noch einmal mit Gefühl". Denn dass Topsy
Küppers einmalig ist, wissen wir längst. Deshalb wollen
wir sie noch viel Male "mit Gefühl" dort sehen, wo sie
daheim ist: auf der Bühne.